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Geschichte

Ortsgeschichte von Gammelsdorf

Die nachweisbare, weil schriftliche Quellen vorhanden sind, Geschichte von Gammelsdorf beginnt im Jahre 1075, mit der Nennung des Namens Gamanolvesdorf. Der Gründer des Ordens war zweifelsfrei ein gewisser Gamanolf, er gab ihm dann auch seinen Namen oder sein Name wurde von anderen an das Dorf gegeben. Das Geschlecht der Kamanolfe war an der Wende des 8. Jahrhunderts oder in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts an der Pfettrach begütert.

Das heutige Gandorf bei Mauern ist auch eine Gründung der Gamanolve, in Peterswahl schenkte der Priester Ekkihart, der im Jahre 819 als Verwandter des Kamanolf bezeichnet wird, seinen Besitz dem Bischof in Freising; zum ersten Mal urkundet ein Kamanolf an hervorragender Zeugenstelle mit seinem Verwandten Fritilo um 783, als Bischof Atto Grundstücke in Thulbach auf dem Tauschwege gegen solche in Lern erwirbt, ebenso urkundet er bei der genannten Schenkung seines Verwandten, des Priesters Ekkehart, bis 824 unterschreibt er nochmals sechsmal als Zeuge. Die Gamanolfe erscheinen in der Ahnenreihe der Thulbacher Grafen, einem damals sehr mächtigen und einflussreichem Geschlecht. Ist nun jener Gamanolf, den wir in der Zeit zwischen 783 und 824 kennengelernt haben, der Gründer unseres Gammelsdorf oder ist es sein Vater oder Großvater?

Da das Dorf selbst erst 1075 mit einem Heriman de Gemanolvesdorf urkundlich erscheint, müssen wir, um diese Frage mit einiger Wahrscheinlichkeit beantworten zu können, andere Gesichtspunkte in Betracht ziehen. Dr. Walter Schreyer weist in seiner Untersuchung über die „Entwicklung der altbayerischen Hügellandschaft zwischen Amper und Donau“ S. 56 darauf hin, dass Gammelsdorf ein Gewannflur besitzt. Die Gewannfluren finden sich vor allem in den großen alten Dörfern der bayerischen Ursiedelungsgebiete in den Flusstälern und deren Rainen, auch in kleineren Seitentälern, ja sogar in kleisten Tälchen aufwärts, manchmal, aber selten auch in im welligen Hügelland.

Zu diesen Ausnahmen zählen in unserer Gegend Tondorf, Pörndorf und Gammelsdorf. Wo wir aber diese Gewannflur vorfinden, müssen wir an eine frühe Gründung denken. Dr. Walter Schreyer meint in Anschluss an Fehn, der über die Besiedlung des niederbayrischen Teritärlandes schrieb, etwa folgendes: Grundherrliche Familien, die ihren Sitz in großen Dörfern am Randes des Hügellandes als Weideland. Diese Striche bildeten den Anhaltspunkt für Siedlungen, die von nachgeborenen Söhnen des Grundherren gegründet und ausgebaut wurden. Die Anlage der Gewannflur wurde mitgebracht. Sie wird im Gegensatz zur Weiler- und Einödflur dadurch charakterisiert, dass aus der großen Feldflur zunächst eine, je nach Zahl der Siedler wechselnde Menge größerer Abteilungen ausgeschieden werden. Diese zerfallen wiederum in parallel geteilte, schmal streifenförmige Gebilde, deren jedes in der Regel einem anderen Besitzer eignet. Die zu einer Hofstätte gehörigen Feldstücke liegen so über mehrere Gewanne in der Markung zerstreut und befinden sich in Gemenglage. Ursprünglich gab es keine Feldwege. Nur über die Nachbargrundstücke konnte man das eigene Feld erreichen. Strenger Flurzwang, d. h. dass alle Inhaber eines Gewannes dieselbe Feldfrucht anbauen mussten, war die Folge. Aus der vorhandenen Gewannflur ergibt sich als für eine Datierung der Gründung Gammelsdorf folgendes: Die Anlage einer Gewannflur erst nach 780 ist nicht denkbar.

Darum muss die Gründung Gammelsdorf spätestens um 700 angesetzt werden. Der Gamanolf der Jahre 783 – 824 kann demnach kaum der Gründer von Gammelsdorf gewesen sein. Er ist Nachkomme eines Gamaolf, der wohl im Isartal gebütert war und von dorther ins Hügelland eindrang.

Über Gammelsdorf

Der Name Gammelsdorf in der Form „Gamanolvesdorf“ erscheint zum erstenmal 1075, da ein Herimanus von dort sein Gut in Schwillnach bei Ebersberg dem heiligen Sebastian durch Vermittlung des Gamanolf von Schattenhofen übergibt, er gibt diesen Besitz aber nicht ohne Gegenleistung, solange er lebt, mußten ihm alljährlich gegeben werden: 8 Unzen Denare, eine Fuhre Wein aus Tondorf, 2 Fuhren Bier, 3 gemästete Schweine, 2 Pfung hinz, an Getreide was das Kloster von drei seiner kleineren Besitzungen in Pfeffenhausen einnimmt, ferner 2 Morgen Wiesen in Tondorf. Neben diesem Geschlecht der Herimanus finden sich im 11. Jahrhundert auch noch andere freie Grundbesitzer in Gammelsdorf; um 1080 übergibt ein Uodalrich von Gammelsdorf seines Seelenheiles wegen „propter spem celesticum“ dem heiligen Kastulus von Moosburg einen Acker und seinen Knecht Adalbert mit der Verpflichtung alljährlich 5 numui auf den Altar des Heiligen zu legen.

Um 1100 schenkt der freie Bauer Marquard ein Landgut nebst Weinberg zu Gammelsdorf als Präbende für seine Schwester Mathilde, die sich im Kloster Geisenfeld befindet.

Für die Weinberge in Gammelsdorf interessierten sich auf Grundbesitzer im Isartal. Um 1180 hat der edle Adalbero von Bruckberg einen Gammelsdorfer Weinberg im Besitz, den er am Tage, da seine Frau Ophemia in Moosburg beerdigt wurde, dem Castulusstift übergibt. Ein bedeutender Mann, Gammelsdorfs Eberhard, der in den Urkunden den auszeichnenden Namen „ Dominus“ erhält, ist in der Zeit von 1180 bis 1220 sechsmal Zeuge bei Rechtsgeschäften des Moosburger Stiftes. Dieser Dominus Eberhard aus Gammelsdorf war wohl ein Ministerial der Grafen von Moosburg. Zwar kann urkundlich nur ein Hof in Gammelsdorf als Besitz der Grafen nachgewiesen werden, doch ergibt sich der tatsächliche Umfang des Moosburger Grafengutes in Gammelsdorf aus Schlußfolgerungen, die Sebastian Hiereth in seiner Dissertation über „Das Landgericht Moosburg“ zieht. Er weist darauf hin, dass bei den Aufzeichnungen der herzoglichen Güter der Jahre 1222 – 28 kein Besitz des Herzogs in Gammelsdorf verzeichnet wird, während der 3. Urbar von 1326 solchen aufführt. Er schließt daraus, dass dieser Besitz früher den Grafen von Moosburg gehörte, deren letzterer 1281 starb. Nach dessen Tod kam dieser Besitz an den Landshuter Herzog. Im 3. Urbar von 1326 wird zwar nur der „Urichshof von Golvelperch“ genannt, dagegen sagt der Gütlbuch des Kastenamts Landshut von 1338 genauer: Item Gamelsdorf ein Hof. Daselben ein Hub. Daselben ein Hof. Das Kastulusstift besaß 1359 eine Hube und eine Wiese in Gammelsdorf. Und der Urbar des Kastens Landshut von 1439 schreibt Item Gammelsdorf der Hof – Item daselb ein Hueb – Item daselb zu Gamelstorf ein Hof – Item daselbs derander Hof – Die zwen Höf hat Inn Conrat Mair. „Item daselbs der Schnitt gilt 6 Schilling 12 Regensburger Pfennig. In dieser Aufschreibung erkennen wir gut die heutigen Höfe, die einst Eigentun der Grafen von Moosburg waren und von 1338 bis 1848 herzoglich blieben. Der erste Hof mit der Hube ist Grubmair. Die Hube wurde mit diesem Hof zu einem landwirtschaftlichem Betrieb vereinigt. Im Urbar von 1439 heißt es „Conrat Maier hat 2 Höfe inne“ Daselb zu Gammelsdorf ein Hof gitl 1 Pfund 48 Regensburger Pfennige, Stift 3 Regensburger Pfennige und ein Landshuter Pfennig, 1 Gans, 2 Hühner, 25 Eier, 1 Käse. –Die beiden Höfe, vereint unter dem hörigen Bauern Conrat Mayer blieben bis heute zusammen und gaben diesem Besitz den Namen: „Mayer in Höfen“ heute Mayer am Höfl.

Aus den Schenkungen des Uodalrich von 1080, der Weinbergschenkung des Edlen Adalbero von Bruckberg und anderen nicht mehr nachweisbaren Erwerbungen mag sich also der Gammelsdorfer Besitz des Moosburger Castulusstifts zusammengesetzt haben, der 1359 im Verzeichnis des Klosterbesitzes eingetragen ist: „Gamolstorff huba 5 solidi Den. Ibidem presdium sevit 60 den. Ibidem prediom „Weinlehen“ servit 3 solidi 10 den = Gammelsdorf 1 Hube zahlt 5 Schilling Pfennig, eine Sölde zahlt 60 Pfennig, das Weinlehen zahlt 3 Schilling 10 Denare.

Im Jahr 1465 erscheint die Sölde mit der Hube zusammengelegt, als Anwesen zum Pflügler und das Weinlehen ist der Lehner von 1465, da sich im Besitz des Chorherrn befindet. Auch das Kloster St. Emeran Regensburg hatte nach dem Klosterurbar von 1336 einen kleinen Besitz in Gammelsdorf, der jährlich 5 Denare abwarf und an die Zehentberechtigten und den Moosburger Bürger, Herrn von Pern vergabt war. „Habemus predioem in Gammelsdorf solspit 5 den. quod tenent decimatores et quidam ei vis Mospurgensis dominus Pern.“ Im Steuerbuch von 1465 hat das Emerankloster in Gammelsdorf keinen Besitz mehr. Das kleine Gut war in andere Hände gekommen. Die Siedlungsgeschichte ab 1465 wird dann so umfangreich, daß eine Darstellung auf diesen Seiten den gesamten Umfang sprengen würde – wir empfehlen Ihnen daher den Kauf einer Ortschronik der Gemeinde Gammelsdorf, die Sie im Rathaus der Verwaltungsgemeinschaft Mauern, Schloßplatz 2, 85419 Mauern, persönlich erwerben können – sollten Sie sich dazu entschließen, viel Spaß beim Studieren dieser außergewöhnlich umfangreichen und viel Wissen vermittelnden Lektüre.


Die Schlacht bei Gammelsdorf

Die Lage vor dem Ausbruch der Schlacht

Die niederbayerischen Herzöge standen im scharfen Gegensatz zu den habsburgisch-österreichischen Herren, während von den beiden oberbayerischen Herrschern Rudolf und Ludwig vor allem letzterer mehr den Habsburgern zuneigte, um seine Ansprüche in Oberbayern durchzusetzen; auch waren er und sein habsburgischer Vetter Friedrich der Schöne sich durchaus zugetan; 1309/1311 gab es verheerende Kämpfe der niederbayerischen Herzöge mit den Habsburgern bis zum vorläufigen Friedensschluss 1311 in Passau; weite Strecken Niederbayerns waren verwüstet; zu Anfang 1313 bemächtigten sich die oberbayerischen Herzöge der niederbayerischen Prinzen und besetzten Landshut und Straubing; darauf übertrugen die Herzoginenwitwen dem Habsburger Friedrich dem Schönen die Landesregierung und die Vormundschaft über ihre Kinder und riefen ihn ins Land; im Oktober kam es auf der Burg Landau a.d.Isar bei einem Treffen zu einer heftigen aber ergebnislosen Aussprache; nur Ludwigs Begleiter sollen verhindert haben, dass der Wittelsbacher sich dabei tätlich an seinem Vetter vergriff; „wo Worte nichts vermögen, soll das Schwert entscheiden“ soll er ausgerufen haben; Friedrich wendete sich ab mit der Drohung, er werde Ludwig von Haus und Hof verjagen;

Die Bundesgenossen

nach dem Treffen von Landau war klar, dass es Krieg geben musste; so merkwürdig sich die Lage entwickelte, dass jetzt, da der ernstliche Zusammenstoß zwischen Bayern und Österreichern bevorstand, sich gerade die Ritter des niederbayerischen Landesteils, die die habsburgische Bedrohung seit langer Zeit am meisten aushalten mussten, sich dem Landesfeind anschlossen;

Die habsburgische Seite

Im Westen sammelte der Statthalter von Vorderösterreich, Herzog Leopold, mit seinem Bruder Friedrich dem Schönen, ein mächtiges Heer, mit dem Ziel, nach Osten zu marschieren und sich mit den österreichischen Scharen zu vereinigen;

von Osten her rückte das österreichisch-niederbayerische Aufgebot, verstärkt durch 3.000 ungarische Bogenschützen und böhmische Hilfstruppen und fast der gesamten niederbayerischen Ritterschaft heran; insgesamt soll dieses Heer etwa 20.000 Krieger, 20.000 Pferde und 4.000 Wagen umfasst haben; im Einzelnen wissen wir von folgenden österreichischen Rittern, die mit 1.200 Lanzenreitern und mit ihren Knechten am Kampf teilnahmen:

Graf Eberhard von Waldsee, Graf Ulrich von Wallsee aus der Steiermark, Graf Heinrich von Schaumburg, Hofmarschall von Pilichendorf als Oberbefehlshaber der vereinigten habsburgischen Scharen, Ulrich der Pfannberger, Leopold von Haunberg und der Erzbischof von Salzburg stellte Truppen;

Der niederbayerische Adel stellte folgende Parteigänger

Die Grafen Alram und Albrecht von Hals als Führer; Graf Heinrich von Schauenburg; Graf Heinrich von Preising; Heinrich von Leonberg, Walter von Taufkirchen, Ludwig der Grans, Konrad von Weichs, Sifrid von Fraunhofen, Eholf von Warter, Hartpert von Aham, Hildebrand von Chamerau, Sifrid Frumesel, die beiden Vitzthume von Straubing und an der Rott, Ebrand von Degenberg der Vicedom zu Landshut, Hartlieb Puchberger von Winzer, Alram Rottenauer, Heinrich Sattelboger, Pernger der Grans, Albert von Schönstein, Chalhoch von Winzer;

Die oberbayerische Seite

Herzog Ludwig hatte keine Ausgaben gescheut und in Oberbayern und im Nordgau Bundesgenossen geworben; hier kämpften von den niederbayerischen Rittern nur die Herren von Wildenberg und von Thurn; über die nordgauischen (oberpfälzer) Ritter weiß man gut Bescheid:

Seyfried von Schweppermann erhielt von Herzog Ludwig 300 Pfund Pfennig für das „gerit“ (Anreiten mit vorgestreckter Lanze) bei Gammelsdorf, 1322 in der Schlacht von Ampfing war er wieder Heerführer Ludwigs (Jedermann ein Ei, dem braven Schweppermann aber zwei): Dietrich von Flügelsburg bei Riedenburg, Friedrich von Eschenbeck, Ritter Polwein Winzerer von Winzer a.d.Donau bei Regensburg, Ulrich der Neuenburger, Markwart und Heinrich der Zenger von der Trausnitz im Nordgau, Konrad der Zenger, Heinrich der Geiganter bei Waldmünchen, Konrad von Hohenfels, Hermann von dem Turm, Konrad von Schlüsselburg (Bistum Bamberg) – in der Schlacht von Ampfing führte er wieder auf der Seite Ludwigs das Reichsbanner; Bertold von Graisbach, Weigel von Trausnitz-Vitzthum der Oberpfalz, Rudger von Wartberg bei Neunburg vorm Wald – er verlor in der Schlacht sein Pferd, Heinrich der Dachsholerer, Rudiger der Puntzinger erobert das feindliche Banner, Gottfried der Satzenhofer, Heinrich der Ayhaher, Rudger und Konrad der Kemnather, Heinrich der Truchseß von Hirschau, Ludwig der Aerbe verlor ebenfalls ein Pferd; Friedrich der Frank (bei Sulzbach), Heinrich der Lengenfelder (bei Sulzbach), der alte und der junge Löhlein zu Salzbach, Friedrich von Breitenstein, Heinrich von Raidenpuch, Hans Ebran von Wildenberg mit zweien seiner Brüder und seinem Sohn Ulrich (bei Abensberg), der Sneberger von Taunstein und andere Taunsteiner, Heinrich von Ehrenfels und sein Vetter Konrad der Seft; dazu kamen noch Eberhard von Wirtenberg, Bernhard von Neiffen-Heinrich und Wilhelm, Marschalken von Biberach aus der habsburgischen Grafschaft Burgau, die trotzdem zu Ludwig hielten; insgesamt sollen es etwa 400 geharnischte Ritter gewesen sein und dazu die dreifache Zahl riesiger Knechte, die das Schwert führten und ebensoviele Fußknechte mit Piken, Armbrust oder Bogen, dazu etwa 600 Wagen;

Die Städte

Die Städte an Salzach und Inn, an Lech und Donau, die Isarstädte München, Moosburg, Landshut, Dingolfing und Landau hatten sich zu äußerstem Widerstand bereitzuhalten, die Kontingente der größeren Städte (München, Ingolstadt, Straubing und Landshut), die auch außerhalb ihrer Mauern kämpfen konnten, mussten zum nächsten Neumond marschbereit stehen; so ein Stadtbanner mag so 300 Armbrüster mit ebenso vielen Spießern ins Feld geschickt haben, dazu vielleicht 30 Reisige;

Der Aufmarsch

Das Westheer der Habsburger
Die Habsburger Friedrich der Schöne und sein Bruder Leopold von Österreich, der die westlichen habsburgischen Landesteile als Statthalter beherrschte, hatten aus der Nordschweiz, den vorder-österreichischen und schwäbischen Ländereien ein starkes Herr rekrutiert und konnten aus der Gegend von Schaffhausen jederzeit nach Osten marschieren – von heutiger sieht aus ist es unverständlich, warum sich diese Streitmacht nur langsam in Bewegung setzte (zum Glück für Ludwig); Anfang November erreichten Teile den Lech und überschritten ihn nicht;

Das Ostheer der Habsburger
Marschall von Pilichendorf sammelte seine österreichischen und kärtner Ritter südlich der Donau im Raum Linz – Wels – Steyr und zog dann in Richtung Passau; dort stießen bis zum 23. Okt. die böhmischen und ungarischen Hilfstruppen dazu; Graf Heinrich von Schaumburg sperrte mit seinen Leuten die bayerische Grenze ab und schloss sich dann dem Vormarsch an; die niederbayerischen Ritter unter Graf Albrecht von Hals sammelten sich ebenfalls bei Passau; der gewaltige Heerhaufen – wahrscheinlich in zwei Marschkolonnen zerlegt – überschritt die bayerische Grenze, vereinigte sich mit den Niederbayern und wälzte sich plündernd und brandschatzend durch die Täler der Rott und der Vils aufwärts in Richtung Landshut;

am 29. Oktober wurde Eggenfelden besetzt, am 31. Okt. Vilsheim; in den ersten Novembertagen erreichten die Österreicher die Isar wobei sie die weiteren Städte umgingen und überquerten bei Volkmannsdorf am 1. und 2. Nov. den Fluss; zwischen Gammelsdorf und Isareck baute Marschall Pilichendorf eine Verteidigungsstellung auf, in der er warten wollte, bis Herzog Leopold mit dem Ostheer herankam; der linke Flügel lehnte sich zur Deckung an die reißende Isar, der rechte Flügel stand nordwestlich von Gammelsdorf mit den nach hinten gestaffelten Reserven zu Pferde; dazwischen wurden mehrere Wagenburgen aufgebaut, die von Gelbersdorf soll sich in einer uralten Schanze befunden haben; die verbindenden Linien wurden durch Wälle und Gräben verstärkt; die Wagenburgen wurden von Pikenieren, Bogen- und Armbrustschützen verteidigt; Reiter und Reisige waren abgesessen und sollten zu Fuß kämpfen; an dieser starken Stellung sollte sich Ludwig festbeißen, erobern könnte er sie mit seinem kleinen Heer niemals, wie die Osterreicher sicher glaubten; als Pilichendorf den Anmarsch von Ludwigs Heer erfuhr, nahm er in der Nacht vom 7./8. Nov. seine Streitmacht in die Linie Gammelsdorf – Bruckberg zurück und zog weg von der Brücke bei Volkmannsdorf (ein schwerer taktischer Fehler); die Reserven zu Pferd standen nun bei Widdersdorf, die rechte Flanke wurde durch Vorposten am Waldrand nordöstlich von Priel gesichert (Wälle im dortigen Wald sind noch heute zu sehen); insgesamt hatten die österreichischen Stellungen eine Länge von über 5 km; überall wurde fleißig geschanzt – Ludwig mit seinem Heer konnte kommen.

Der Aufmarsch der Oberbayern
Für Herzog Ludwig war es wohl klar, wollte er sich seinen Feinden entgegenstellen, so musste es sein, bevor die beiden habsburgischen Heere sich vereinigen und damit für ihn unschlagbar waren; so ließ er sie gut beobachten, er hatte anscheinend einen ausgezeichneten Nachrichtendienst; als Herzog Leopold am Lech zögerte und Marschall Pilichendorf mit seinen Scharen marschierte, war es klar, wen Ludwig zuerst zum Kampf stellen würde; er fasste den Entschluss, dem Ostheer entgegenzuziehen und gab folgende Befehle: das Ritterheer und das Aufgebot der Münchner Bürger marschieren am 03. Nov. nach Dachau, am 4. Nov. nach Altomünster; das Ingolstädter Banner kann dort zur Masse des Heeres stoßen, die Straubinger, Landshuter und Moosburger Bürger sollen den Feind beobachten und ihm dichtauf folgen; nur geringe Teile des Ritterheeres sicherten am Zeitlbach bei Altomünster gegen Westen zu vor einer Überraschung durch das Heer Leopolds; Ludwig erhielt viele Nachrichten über den Gegner, vor allem, dass weder Landshut noch Moosburg belagert wurden; nun trat er am 5. Nov. mit seinem Hauptheer den Vormarsch entlang der Amper in Richtung Moosburg an und umging dabei das Freisinger Bistum; am 7. Nov. lagerte er bei Rast in der Nähe von Langenbach und zog neue Erkundigungen ein; er soll hier gelobt haben, im Falle eines Sieges eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes zu bauen; ob er es dann auch getan hat, ist nicht bekannt, die jetzt dort stehende Kirche ist jedenfalls 100 Jahre jünger; es war der Plan Ludwigs, die Österreicher am linken Flügel anzugreifen und über ihn ihre Front aufzurollen; durch die Schwenkung der Österreicher war dies nun nicht mehr möglich, so änderte Ludwig seine Absicht und wollte nun den rechten Flügel angreifen; dem linken Flügel des Feindes -gegenüber etwa auf der Linie Volkmannsdorf-Enghausen-Priel- standen die Kontingente der Münchener, Ingolstädter und Moosburger, die Straubinger sollten am kommenden Tag Ober- und Niedermünchen, die Landshuter Schatzhofen und Furth erreichen – das Ritterheer führte Ludwig in der Nacht zum 9. Nov über Sixthaselbach – Altfalterbach – Hörgertshausen bis westlich Priel vor auf die Linie Schwarzersdorf – Enghausen – Peterswahl – Margarethenried und wartete die Morgendämmerung ab; die nordgauischen Ritter des Herrn von Schlüsselberg sollten sich als Reserve und Hinterhalt hinter den eigenen Linien bereithalten.

Die Schlacht

Das Vorgeplänkel
Es war wohl ausgleichende Gerechtigkeit für den weitaus schwächeren oberbayerischen Herzog und seine Scharen, dass am 8. und 9. Nov. dichter Nebel über dem Land lag und er so seinen Aufmarsch fast unbemerkt vollziehen konnte; die österreichische Front stand bereit, um Ludwig von Moosburg her zu empfangen, da griff Ludwig am Morgen des 9. Nov. die österreichischen Vorposten im Wald bei Priel – Rehbach an und warf sie auf Gammelsdorf zurück;

Der Kampf um die Wagenburg:
Um die Wagenburg bei Gammelsdorf entbrannte nun ein heftiger Kampf, ein Teil der bayerischen Ritter drang gleichzeitig von der Flanke im Nordwesten her, gegen die zu Fuß kämpfen österreichischen Ritter und Leichtgepanzerten an, der größere Teil der Berittenen aber wurde von Ludwig noch zurückgehalten; die Befestigungen, die ja nur gegen Süden gerichtet waren, nützten den Osterreichern nichts mehr und auch die Fußkämpfer waren den Reitern unterlegen; Marschal Pilichendorf hatte viel zu spät begriffen, dass die Hauptmasse des oberbayerischen Heeres den rechten Flügel angriff, denn Ludwig ließ auch von Süden her schwächere Kräfte vorrücken (wahrscheinlich Münchner); so wurde nach hartem Kampf die Wagenburg und das Dorf Gammelsdorf erobert;

Der Kampf auf dem Streitfeld
Nun drang die Hauptmasse des oberbayerischen Heeres auf die südlich von Gammelsdorf gelegenen Felder vor und traf hier auf die österreichischen, kärtner und niederbayerischen Ritter; den ganzen Vormittag dauerte nun hier der Kampf Mann gegen Mann in einer der letzten Ritterschlachten ohne Feuerwaffen; heute noch tragen die Fluren dort den Namen „Streitfeld“; langsam gewannen die Oberbayern an Boden, gegen Mittag lichtete sich der Nebel und mitten im Gewühl stand auch Herzog Ludwig und an seiner Seite Ritter Schweppermann, der das Banner trug; nun setzte Pilichendorf seine Reserven von Widdersdorf her ein, vielleicht die böhmischen Ritter und die ungarischen Bogenschützen, der Kampf war lange nicht entschieden, waren doch die Österreicher in der weitaus größeren Überzahl und an Erfahrung und Kampfeseifer den Bayern durchaus ebenbürtig; fast schien sich der Sieg auf die habsburgische Seite zu neigen, da warf Ludwig die Reserve mit den Reitern des Herrn von Schlüsselberg in den Streit; die Kämpfer, noch frisch und ausgeruht, erprobte Krieger, stürzten sich auf die österreichischen Reihen und konnten sie mehrmals durchbrechen; Ritter Rüdiger von Pinzing eroberte das österreichische Panier; zu allem Unglück für die Feinde hatten die Ungarn ihre Pfeile verschossen und da nun ihre Hauptwaffe nicht mehr einsetzbar war, wendeten sie ihre Pferde und suchten ihr Heil in der Flucht;

Die Stadtbürger greifen ein
Jetzt kamen von Norden her die Fähnlein der Straubinger, Landshuter und Moosburger und stießen in die Flanke und in den Rücken der Österreicher, die Ingolstädter und Münchner schlossen sich ihnen an, sie traten wohl nicht als geschlossener Heerhaufen auf, sondern als kleine kompakte Truppenkörper, wie man sie bis dahin noch nie auf den Schlachtfeldern gesehen hatte; zwischen den einzelnen Haufen waren zwar größere Abstände, aber jedes Banner war ein schwer angreifbarer Igel; in der Mitte standen die Armbruster mit acht Gliedern, geschützt durch die Pikeniere auf den Seiten, die sechs Glieder tief standen; der ganze Igel rückte auf beste Schussweite heran, dann stützten die Pikeniere ihre Spieße auf den Boden und hielten sie dem Feind als kaum überwindliches Hindernis entgegen; die Armbruster lösten sich im Schießen und Laden fortgesetzt im vordersten Glied ab und sendeten ihre harnischdurchschlagenden Bolzen dem Feind entgegen;

Die Flucht
Die gepanzerten, einzeln kämpfenden Ritter vermochten gegen die geschlossenen, einexerzierten Haufen nichts auszurichten; das war etwas gänzlich Neues und wohl auch entscheidendes; die von allen Seiten gefassten habsburgischen Ritter wendeten sich jetzt auch zur Flucht; allein der linke Flügel hielt noch gegen die angreifenden bayerischen Vorposten stand, hier griff nun Ludwig mit 400 frischen Kriegern an und überrannte ihn, da ergriff die Österreicher die allgemeine Panik und mit dem Ruf „rette sich, wer kann“, rissen sie ihre Pferde herum und flüchteten; die bayerischen Ritter jagten hinterher und hieben alles nieder, was in ihre Reichweite kam

Die Katastrophe an der Volkmannsdorfer Brücke
Flüchtende und Verfolger, alle strebten nun gegen Abend ungeordnet im wilden Sturm der schmalen Brücke in Volkmannsdorf zu und hier staute sich alles; zu allem Unglück für die Österreicher konnte die schwache Holzkonstruktion die Last der schwer gepanzerten Männer und Pferde nicht mehr tragen und brach zusammen; man kann sich denken, dass viele der gerüsteten Ritter und Knechte sich nicht aus den Fluten retten konnten und ertranken; ein Großteil der Ritter ergab sich, die Quellen sprechen von 300 bis 500 österreichischen Adeligen, die in Gefangenschaft kamen, am Abend des 9. Nov. war die Niederlage der Österreicher vollständig; das Westheer Leopolds wagte es nun nicht mehr, nach Bayern vorzudringen und löste sich auf;

Die Folgen

Für die Besiegten
Unter den Gefangenen waren die Grafen von Hals, die Grafen von Waldsee, Kapell, Schauenburg-Chuenring, Retz, Meysan und andere; auch Marschall Pilichendorf war dabei; Ludwig entließ einen Teil der Gefangenen gegen Bürgschaft und nahm die anderen, besonders die Niederbayern in seinen Burgen und Städten in Haft; um Donau und Inn war damals kaum ein Turm zu finden, der nicht einen Gefangenen vom Gammelsdorf in sich barg;

Für die Sieger
Die eroberten Wagenburgen mit ihren 4.000 Wagen, die alle in die Hände der Sieger fielen, enthielten eine reiche Beute an Vorräten, ob darin auch so viele Kostbarkeiten waren, wie es oft beschrieben wurde, darf bezweifelt werden; doch auch so waren die Bürger von Moosburg und Landshut, Ingolstadt, Straubing und München sowie die Landleute der Umgebung hocherfreut, denn ihnen überließ Ludwig den größten Teil der Beute; die Moosburger Bürger erhielten auch die eroberten österreichischen Fahnen und stellten sie im Kastulusmünster auf, wo sie bis 1632 hingen und durch die Schweden geraubt wurden;

als Beispiel, wie Ludwig seine Ritter belohnte, seien die beiden Stiftsbriefe genannt, wie sie in den Regesta Boica V. 282 festgehalten sind: Ludwig und Rudolf befreien den Ritter Polwein Winzerer und dessen Veste Nider-, Wintzer an der Donau bei Regensburg wegen geleisteter Dienste im Streit bei Gammelsdorf von aller Steuer, Dienst, Scharwerk und Vogtei – gegeben zu Lengenfeld 11.6.1314.

Rudolf und Ludwig versetzen Dietrichen dem Schenken von Flügelsberg um 150 Pfund Regensburger Pfennige, die sie ihm für seinen Schaden in dem Streit bei Gammelsdorf schuldig geworden, auf Wiederlösung fünf Höfe – die Stadtbürger wurden mit Beutestücken aus den Wagenburgen belohnt; der Sage noch sollen die Landshuter für ihre Tapferkeit außerdem die drei Helme in ihrem Wappen verliehen bekommen haben, die Moosburger die drei Rosen aus dem Wappen der ausgestorbenen Grafenfamilie, die Ingolstädrer einen blauen Panther wegen des eroberten steyrischen Paniers und die Straubinger zu ihrem Pfluge die bayerischen Rauten, den Münchnern soll er gewährt haben einen roten Schwengel an ihrer Fahne zu tragen;

Für das Bistum Freising
Die Bischöfe von Freising: Gottfried von Hexenagger (1311 – 1314) und Konrad III. der Sendlinger (1314 – 1322) verstanden es geschickt, zwischen den beiden Königen zu lavieren und keine der beiden Seiten zu bevorzugen, aber von jedem Vorteile herauszuholen; so konnte Konrad 1319 die Grafschaft Ismaning erwerben und zum Freisinger Bistumsgebiet schlagen:

Für Bayern
Die Gedanken „was wäre, wenn Friedrich der Schöne die Schlacht gewonnen hätte“, kann man ziemlich weit ausspinnen; für Bayern wären die Folgen wohl katastrophal gewesen; die Habsburger hätten damit Niederbayern in den Griff bekommen und man kann ihnen sicherlich unterstellen, dass sie nicht so ehrlich gewesen wären wie Ludwig, der nach seiner Vormundschaft über die niederbayerischen Prinzen diesen nach ihrer Volljährigkeit die Herrschaft über ihr Land zurückgab; ob sich nach dem Einverleiben von Niederbayern ins habsburgische Gebiet, Oberbayern hätte halten können, ist sehr fraglich; damit wären wir heute vielleicht österreichisch – sicher hätten aber die reichen Herzöge von Niederbayern nicht regiert und die Landshuter Hochzeit wäre auch nicht zustande gekommen; überhaupt wäre die Entwicklung des altbayerischen Stammes in seiner politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung sehr eingeschränkt worden;

Für Deutschland
Auch das Reich selbst hätte wohl eine andere Entwicklung genommen, wenn Ludwig die Schlacht verloren hätte; er wäre dann sicher nicht zum deutschen König gewählt worden, denn erst nach dem Sieg ist „Ludwigs Name und Ruhm hellleuchtend in die Weite gedrungen“, wie es ein zeitgenössischer böhmischer Geschichtsschreiber aussagte; sein späteres König- und Kaisertum hat bedeutende Spuren in der deutschen Geschichte hinterlassen; sie hätte ohne ihn wohl eine andere (schlechtere) Richtung genommen; auch hätte das Geschlecht der Habsburger seinen Aufschwung wohl schon wesentlich früher begonnen;

Für die Kriegsgeschichte
Die Schlacht von Gammelsdorf war eine der letzten Ritterschlachten bei denen gepanzerte Reiter gegen gepanzerte Reiter antraten und Feuerwaffen noch nicht verwendet wurden; sie und das Auftreten der selbständig agierenden Fußsoldaten als geschlossene Angriffstruppen aus den Städten haben ja den Rittern den Garaus gemacht; nach ihren vernichtenden Niederlagen in den Kriegen, wie es z.B. das habsburgische Ritterheer bei Moorgarten 1315 durch die Schweizer erleben musste, sanken sie zu Raubrittern herab; diese Entwicklung nahm in Gammelsdorf ihren Anfang; auch die hervorragende Planung des Aufmarsches und die Durchführung im Kampf soll hier gewürdigt werden; hat doch Ludwig mit einer wohl vierfach unterlegenen Heeresmacht eine Umfassung des Gegners veranlasst; ohne Ludwigs Feldherrnkunst zu schmälern, vermutet man ebenso wie 1322 auch das Wirken des alten, kriegserfahrenen Kämpen Seyfried von Schweppermann.